zunächst: 

Ich werde die weitere Geschichte des Irans in ein Nachwort verschieben, es ufert sonst zu sehr aus. Es geht um den Überfall des Iraks 1980, das Thema Afghanistan spielt meiner Meinung ein Rolle. Die Geiselnahme der US Botschaftsangehörigen, die Iran Contra Affäre etc. Wen das alles noch interessiert, verweise auf das Nachwort.

somit ein erneutes “zunächst”:

Der Müll im Iran stellt eine bedeutende Umweltproblematik dar. In vielen Städten, insbesondere in größeren urbanen Gebieten, ist die Abfallentsorgung unzureichend, was zu Umweltverschmutzung, Verschmutzung von Wasserquellen und Problemen für die öffentliche Gesundheit führt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, darunter unzureichende Infrastruktur, mangelndes Bewusstsein für Recycling und Umweltpflege sowie begrenzte Ressourcen für die Abfallwirtschaft. Es gibt jedoch auch Initiativen und Bemühungen, das Abfallmanagement zu verbessern und nachhaltigere Lösungen zu fördern. Recycling und Müllverbrennung sind die Themen.

Entlang der größeren Straßen liegen Plastikflaschen und -tüten weit in die Landschaft hinein. An kleineren Ortschaften entstehen wilde Deponien, der Wind verbläst wieder dessen Inhalt. Geht man einkaufen, Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Orangen, Paprika, kann es passieren, wenn man nicht darauf vorbereitet ist, dass man 5 Plastiktüten erhält.  

In den Städten kommen nach Einbruch der Dunkelheit die ganzen Armen und untersuchen die Müllcontainer. Mit Handkarren oder gleich über dem Rücken werden Verpackungskartonagen weggebracht. 

Auf meinen letzten Besuchen habe ich nicht einen! Bettler gesehen. Auf Nachfrage hieß es, die Familien würden das nicht zulassen. Diesmal habe ich Bettler entdeckt, ich denke bei manchen Familien ist die ökonomische Grenze erreicht.

zurück zur Reise:

Der Plan ist, am Nachmittag mit dem Zug die 1300 km nach Teheran zu fahren. Um noch ein Ticket zu ergattern, muss ich vor 9 Uhr zur Schalteröffnung anwesend sein, das hab ich von der Insel schon eruiert. Und tatsächlich sind noch ein paar Plätze übrig. Für die erste Klasse entrichte ich 11€. Mein Fahrrad und meine 4 Fahrradtaschen sind allerdings Aufgabegepäck. 

Leider verfügt keiner der 3 Männer in meinem Abteil über Englischkenntnisse, so dass kein rechtes Gespräch entstehen kann, denn der translator benötigt immer mobile Daten, die unterwegs eher nicht aktiv sind.

Dafür verfügt der kleine Raum über 2 Monitore und es werden ununterbrochen Filme iranischer Produktion gezeigt. Die sind so primitiver Machart, dass ich der Handlung auch ohne Sprachkenntnisse spielend folgen kann. Die Fahrstrecke zieht sich mitten durch den Iran, entsprechend trocken und dünn besiedelt ist die Gegend.

Ich stelle fest, mein Fahrrad wurde nicht in diesem Zug mitgeliefert, es gibt gar keinen Gepäckwagen. Einer der Leute aus meinem Abteil nimmt mich an die Hand und fragt sich zum Schalter der Gepäckausgabe durch: “Es ist in einem anderen Gebäude.“ Dort wird mir erklärt, vor 3 Stunden wird das garantiert nichts. Ich muss zugeben, das macht mich schon etwas nervös, aber nach knapp 5 Std. klingelt mein Telefon. Überrascht war ich, dass der Transport fast so viel kostet wie meine Person. Na gut, ich blättere die Scheine ab und erhalte einen ungläubigen Blick. Keine Karte, Ne, nur Bares ist wahres, geht nicht, nur Karte wird akzeptiert. Nach mindestens 10 Telefonaten werde ich ohne Bezahlung mit den Worten, “you are my guest” , entlassen.

Das eigentliche Ziel ist Täbris, den Rückflug von dort hab ich in Zahedan gebucht. Einen Bus von Teheran nach Täbris bekomme ich heute keinen mehr, Nowrooz steht vor der Tür, und im Iran beginnt eine Völkerwanderung.  Nowrooz ist das Neujahrsfest in Persien und im gesamten Nahen Osten und findet in Ländern wie Iran, Türkei, Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan, Turkmenistan, Aserbaidschan und Bahrain statt. Die Festtage sind nicht so kurz wie Weihnachten. Es sind mindestens 14 Tage Feste und Partys in ganz Persien.

Das Nowruz-Fest wird seit mehr als 25 Jahrhunderten in Persien abgehalten. Es soll zu Beginn des Frühlings sein. Das heißt, dass Perser in der Astronomie sehr gut sind, um herauszufinden, an welchem Tag und zu welcher Zeit das neue Jahr beginnt. Diese Zeit wird jedes Jahr aufgrund der Erdumlaufbahn um die Sonne geändert. Aber der Tag ist konstant. Deshalb ist der persische Kalender der genaueste Kalender der Welt. Wie Astronomen sagen, ist der persische Kalender 27-mal genauer als der christliche Kalender.

Ich miete mich für die Nacht im Heritage Hostel ein, was eine gute Wahl war. Da ich noch ein paar Stunden Zeit habe, überlege ich mir eine touristische Besichtigung und entscheide mich für das Teppichmuseum.  Sehr empfehlenswert. Wunderbare Exponate.

Ich treffe im Museum eine Iranische Reiseführerin, die eine Busladung chinesischer Touristen betreut. Wir kommen auf das Thema Covid und Impfung im Iran. Die iranische Regierung war während der Coronamaßnahmenzeit extrem strikt. Eine Einreise in den Iran war nur vollständig geimpft möglich. Innerhalb des Iran war Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur mit vollständigem Impfschutz. Der Iran hatte ein eigenes Impfpräparat entwickelt: Coviran. Die Diskussion über Nebenwirkungen desselben ist ein großes Thema. Ich hab  nachgefragt,  warum sie denn ein Kopftuch trägt. Nur während Ihres Berufsalltag, da sie Angestellte des Staates ist.


Aufgrund des anstehenden Nowruz Festes und damit ein extrem hohes Fahrgastaufkommen verbunden,  ging es am Busbahnhof sehr chaotisch her,  so dass wir erst am Nachmittag abfuhren. Deshalb erreichten wir Täbris erst um 2 Uhr nachts. Ich und mein Fahrrad durften sich im bewachten Wartesaal auf einer Bank ablegen. 
Ich finde im Netz das Bahar Hostel mit dem immer freundlichen und zuvorkommenden Hostelier Amir.
Täbris hat 1,6 m. Einwohner, liegt auf 1350m Höhe, begrenzt im nordwesten durch ein Gebirge.
Teppichzentrum, Industrie, das Umland ist sehr fruchtbar, die Gegend ist die kälteste im ganzen Iran.

Was macht man in Täbris?

Ich brauche natürlich für den Rückflug eine Kartonverpackung. Mit Hilfe eines Bekannten meines Hoteliers ist das möglich.
Im Nordosten der Stadt gibt es eine Seilbahn auf den Hausberg. Zur Talstation geht es schon sehr steil durch den Stadtrand den Berg hinauf. Ich hab das zeitlich unterschätzt und es ist dunkel und regnet bis ich oben an der Bergstation ankomme. Die  Anlage, man sieht es gleich, hat der Doppelmayr gebaut.

Im Nordosten der Stadt gibt es eine Seilbahn auf den Hausberg. Zur Talstation geht es schon sehr steil durch den Stadtrand den Berg hinauf. Ich hab das zeitlich unterschätzt und es ist dunkel und regnet bis ich oben an der Bergstation ankomme. Die  Anlage, man sieht es gleich, hat der Doppelmayr gebaut.

Nur so nebenbei. Doppelmayr hat einen weltweiten Marktanteil von 60% im Seilbahngeschäft

Ein wesentlicher Grund für meinen Besuch in Täbris ist der hiesige Basar. Es ist der größte gedeckte Basar der Welt. Der Basar erlebte eine erste Blütezeit im 13. Jahrhundert, als Täbris Hauptstadt des Safawidenreichs war. Auch als Täbris im 16. Jahrhundert den Status als Hauptstadt verlor, blieb die Stadt, und damit auch ihr Basar, doch bis Ende des 18. Jahrhunderts ein wirtschaftliches Zentrum.

Der Basarkomplex besteht aus miteinander verbundenen Bauten aus Ziegelmauerwerk, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Der Basar war nicht nur ein Ort des Warenaustauschs, sondern auch des sozialen Lebens. Hier gab es Schulen und religiöse Einrichtungen.

Der Basar hat viele Innenhöfe, Restaurants, Moscheen etc. Er ist so riesig, ohne Navi wäre ich verloren. Teppichstraßen, Gewürze, Kleider, Bedarf des täglichen Lebens Restaurants und Kaffees.

Eine Sesammühle die Tahin herstellt

Und die Juwelierstraße natürlich. Gold ist eine wichtige Anlageform. Die Ringe, Broschen und Colliers haben jedoch keine Preisschilder, sondern Gewichtsangaben. An der Decke der Straße ist ein Bildschirm, wo der augenblickliche Goldpreis angezeigt wird. Der künstlerische Wert und der Arbeitsaufwand der Herstellung werden mit ein paar Prozent bewertet.

Der Basar ist Welterbestätte.

Zu erwähnen ist die blaue Moschee. Sie ist ein Meisterwerk islamisch persischer Architektur und Fliesenkunst. Materialien der Kacheln sind Kobalt und z.T. Lapislazuli, daher der Name. Blau ist im Islam die Farbe des Himmels und des Paradieses. Im 15 Jh errichtet, hat sie mehrere Erdbeben erlitten. Die Restaurierungsarbeiten haben haben keine Ersatzfliesen hinzugpfuscht, sondern den Bestand geschützt.

Einen wunderbarer Abschied hat mir das letzte Frühstück in meinem Hostel beschert. Der Hostelier Amir, ein weiterer Gast aus Pakistan und ich saßen gemeinsam in der Küche beim Frühstück. Wir haben viel über Kriege gesprochen und festgestellt, dass wir als Menschheit das alles nicht mehr nötig haben, ja darüber hinausgewachsen sind. Und so wie wir hier sitzen, Leute aus 3 verschiedenen Nationen welche die Menschheitsfamilie repräsentieren. 

The human family.  Diese Energie war im Raum spürbar. Wie wunderbar, was für ein Geschenk.

Mein Rückflug startet in der Nacht um 4 Uhr. Amir bestellt mir einen Snapcar für 0.30 Uhr mit Dachgepäckträger, das klappt allerdings nicht, ein normaler Peugeot 405 kommt angefahren. Das Fahrrad im Karton verpackt passt nicht hinein. Gegen Aufpreis (3 € im ganzen) wird der  Fahrradkarton auf die Rücksitzbank gestellt und die nicht zu schließende Tür mit Draht gesichert. Alles geht gut, um diese Zeit ist auch keine Polizei unterwegs, und der Flughafen ist recht nah.

Über Istanbul geht es zurück nach München. Mein Fahrradkarton wird mit einem Handwagen zur Gepäckausgabe gebracht, er hat beim Aus- und Einladen in Istanbul bei heftigem Regen stark gelitten und ist am zerbrechen. Letztendlich kann ich alles zusammensetzen und trete den letzten Teil der Heimreise an. 

Diesen Text nachträglich zu schreiben, tut sehr gut. Zum einen ist es wie ein Tagebuch, worin ich immer wieder lesen kann. Zum anderen, und für mich nicht zu unterschätzen bedeutet es, einen Abschluß zu finden. Es ist mittlerweile Mitte Juni und erst jetzt habe ich das Gefühl, nicht nur wieder da zu sein, sondern auch wieder angekommen. Ich dachte, nach dieser kurzen Reise von 4 Wochen holt mich dieser Zustand noch eine Weile in der Zwischenwelt zu leben nicht ein, ich war ja nur eine kurze Weile außer Haus, war aber nicht so. Letztendlich habe ich über ein Jahr gebraucht diesen Text fertig zu schreiben

Vielleicht schreibe ich nochmal einen eigenen Aufsatz über das Heimkommen. Für mich immer der schwierigste Teil einer Reise.

Dies war jetzt mein fünfter Besuch im Iran, und ich bin mir sehr sicher, dass es nicht der letzte war. Ich freue mich auf weitere Entwicklungen in diesem so reichhaltigen Land.

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