zunächst:

Es wird Zeit über die Geschichte des Irans im letzten Jahrhundert zu sprechen:

z. T. eine Zusammenfassung aus Shirin Ebadis Buch “Mein Iran”

Unter Resa Schah, einem weisen Diktator, der mit Hilfe einer gewissen Unterstützung des Volkes die absolute Macht übernahm, war das Land 1926 bis 41 von Monarchie geprägt. Nachdem jedoch während des Zweiten Weltkrieges britische und russische Truppen den Iran besetzt hatten, war Resa Schah 1941 gezwungen, zugunsten seines Sohnes abzudanken. Ziel der Invasion war die Sicherung der iranischen Ölfelder und die Einrichtung einer Nachschublinie für die Sowjetunion, die sich seit dem 22 Juni mit dem Deutschen Reich im Krieg befand. 1944 trafen sich Roosevelt und Churchill und teilten sich das Öl im Nahen Osten unter sich auf. Großbritannien erhält das persische Öl, das Saudische wird US Amerikanisch, und der Rest wird geteilt. Der junge Schah Reza Pahlavi ist fortschrittlich aber nicht beliebt. Der Rechtswissenschaftler Mossadegh wurde 

1941 ins Parlament und 1951 zum Ministerpräsidenten gewählt. Zum großen Ärgernis der Großmächte verstaatlichte er das Öl. 1953 hielten sie die Umstände für günstig, Mossadegh zu stürzen. Teddy Roosevelt kam. Ihm stand 1 Million Dollar zur verfügung um die Massen im ärmeren Süden Teherans für organisierte Protestmärsche zu bezahlen und die Herausgeber von Zeitungen zu bestechen mit falschen Schlagzeilen die zunehmende Unzufriedenheit mit Mossadegh zu propagieren. Innerhalb weniger Tage wurde der käufliche Schah wieder an die Macht gebracht. Es war ein zutiefst demütigender Moment für die Iraner, die zusehen mussten, wie die USA in die Politik ihres Landes eingriffen, deren Führer ganz nach Laune des US Präsidenten und seiner CIA Berater ein- oder abgesetzt werden konnten.

Die Geschichte wird im 4 Teil fortgesetzt (verlinken)


Heute ist mein Abschiedsmorgen. Die Idee ist nach Bam mit dem Bus mit Fahrrad und die halbe Strecke wieder zurück, da es von dort einen weiteren Zugang zur Lut gibt. Der Zugang direkt von Kerman aus führt durch einen Tunnel,  der aber sicher nicht für Radler gebaut wurde. 3 km Tunnel ohne Beleuchtung und Lüftung, mit dem Auto vor 2  Tagen ging das, da war aber die Straße gerade wieder befahrbar aufgrund der Schneemassen. Jedenfalls, so erfahre ich, fährt für diese 200km kein Bus, solche kurzen Distanzen fährt man mit dem Taxi. Jetzt gibt es im Iran 2 Möglichkeiten: entweder ein reguläres Taxi, denn den Preis muss man verhandeln, aber ich hab keine Ahnung über die Tarife. Besser für mich ist die Snapcar app, people drive for people, Man gibt via app das Ziel ein, den Startzeitpunkt und sucht einen Fahrzeugtyp und erhält einen Fixpreis und den Anruf eines Fahrers der das übernehmen kann. Ich kann das nicht selbst, Iraner in ihrer Versorgermentalität übernehmen dass. Der Fahrpreis für die 300km beträgt 20€.

Es erscheint ein 24jähriger mit einem Peugeot 405 der schon deutlich bessere Tage gesehen hat und mit dem Rad im Kofferraum geht’s nach Bam.Unterwegs erfare ich, daß er schon 1100km die letzten 20 Stunden auf der Uhr hat, und verdammt wenig Schlaf.
Der Iran hat etwa gleich viele Einwohner wie Deutschland bei ähnlicher Verkehrsdichte. In der BRD beklagen wir 2800 Verkehrstote pro Jahr, im Iran etwa 17800.

Wir kommen gut in Bam an, und ich besuche die alte Zitadelle.
Am 26.12.2003 hat in Bam die Erde gebebt. Von den 100000 Einwohnern sind 34000 Menschen ums Leben gekommen. Die historische Altstadt wurde zerstört ,als auch die Argh e Bam, die Zitadelle.

In der befestigten Altstadt wohnten bis ins 19 jh. bis zu 12000 Menschen. Dann entwickelte sich außerhalb eine neue Stadt und die Anlage wurde nur noch militärisch bis 1932 genutzt. Dann verließen auch die letzten Bewohner die Altstadt.

Seit 2004 ist die Zitadelle UNESCO Weltkulturerbe und wird seit dieser Zeit wieder aufgebaut. Die Zitadelle ist der größte Lehmbau der Welt. Die Materialien sind Lehm, Stroh und Palmen.  

2 Handwerker hab ich getroffen, die mit bloßen Händen das Lehm-Stroh Gemisch im Schubkarren anrühren und verputzen. Unter Handwerkern kommt man schnell ins Gespräch, der Google Translator kann auch Farsi.  Umgerechnet 85.- ist deren Monatslohn. Allerdings ist der Umrechnungsfaktor mein Wechselkurs. Ich denke, das ist nicht unbedingt maßgeblich für seine Kaufkraft. Aber beklagt hat er sich schwer, verheiratet, 2 Kinder.

Das ist der Grundputz mit Stroh
Das Endresultat mit Feinlehmputz
Es hat noch Arbeit

Ich nahm mir nur knapp 2 Stunden für die Besichtigung, mein Fahrer schlief derentweilen auf der Rücksitzbank seines Autos, hab Ihn noch zum essen eingeladen, dann ging es dieselbe Strecke 100 km zurück zu einer Raststätte, noch eben Benzin für den Kocher getankt und weg vom Highway Richtung Wüste. Mangels ebener Fläche fand ich bei Dunkelheit nur die Fläche unterm Handymast, ein Novum. 

Andern Tags fahr ich durch grandiose Felslandschaften.

Weiter geht’s.

Ich liebe solche Straßenverläufe

Am nächsten Tag komme ich um die Mittagszeit in der Oase Shahdad an. Ich suche ein Hotel mit der Absicht, noch etwas Geld zu wechseln. Der extrem hilfsbereite Hotelier hat kein Bargeld. Er telefoniert mit Freunden und fährt dann los. Es stellt sich heraus , dass Iraner mit ihrer Bankkarte pro Tag nur 2000 000 Rial Bargeld abheben können, das sind gute 3.-. Also hat er 7 Leute gebraucht um 20 .- zu wechseln. Er war fast eine halbe Stunde unterwegs. Unglaublich.

Er zeigt mir, wie Datteln wachsen: Erst wächst aus der Palme dieses fleischige Blatt heraus , es bricht auf und es kommen die jungen Datteln heraus, welche dann wachsen und reifen. In und um Shahdad werden tausende von Dattelpalmen kultiviert. 

Früher wurde das spärliche Regenwasser in Zisternen gesammelt. heute führt man das Schmelzwasser aus den Bergen in die Oase. 

Sehr lebendiger Klang, wenn man ihn singenderweise testet und genießt.

20 km weiter gibt es noch ein kleines Dorf und ich decke mich mit 10l Wasser ein. Ab hier gibt es die nächsten 200 km nichts mehr. Kein Dorf, kein Wasser, kein Internet. Momentan sind es bis 30°C. Bei der geringen Luftfeuchtigkeit fühlt sich das nicht besonders heiß an. 2019 gab es in der Lut einen neuen Hitzerekord: 80,9°C. In der Lut findet man die höchsten Sanddünen der Welt mit 400 Meter Höhe. Die sind mit dem Rad aber nicht erreichbar. Durch die Dasht e Lut führt eine fast durchgehend asphaltierte Straße, sonst ginge diese Tour nicht.

Die Hügel findet man an den Rändern. Die spezialisierten Bäume werfen mehrmals jährlich ihre weiche Nadeln ab und über hunderte von Jahren entstehen diese Hügel,

Aber jetzt geht’s hinein:

Diese unglaublich beeindruckenden Naturformationen sind durch jahrtausendelange Erosion entstanden.

Das Dasht-e Lut ist eine der heißesten und trockensten Wüsten der Welt, und die Kaluts sind dort eine der markantesten Sehenswürdigkeiten.

Entstehung: Die Kaluts wurden durch Erosion geformt, hauptsächlich durch Wind und Wasser, die im Laufe der Zeit die weichen Gesteinsschichten abgetragen haben. Diese Erosion hat die einzigartigen, Turmähnlichen Felsen und Schluchten geschaffen, die heute die Landschaft prägen. Die extremen Temperaturen und die trockene Umgebung haben die Formationen im Laufe der Zeit weiter geformt und konserviert.

Die Kaluts sind bekannt für ihre beeindruckende Größe und ihre einzigartigen Formen. Sie sind oft bis zu 300 Meter hoch und erstrecken sich über mehrere Kilometer. Die Sonnenauf- und untergänge, sind atemberaubend und tauchen die Szenerie in warmes Licht.

Die Kaluts sind zudem Teil des UNESCO-Weltnaturerbes und gelten als eine der faszinierendsten Wüstenlandschaften der Welt. Die Kaluts sind natürlich eine Touristenattraktion. Es gibt eine Stelle, dort werden Menschen Busweise hingekarrt. 500m weiter ist man ganz für sich.

Die Stille ist unüberhörbar und der Sternenhimmel des Nachts sensationell.

Niedrige Luftfeuchtigkeit und keine Lichtverschmutzung machen es möglich.

Die beeindruckende Landschaft nimmt kein Ende, dazwischen Salzflüsse.

Es herrscht kaum Verkehr, viele der wenigen Autos halten und fragen, ob ich etwas brauche. Ohne beschenkt zu werden, endet kein Kontakt. Obst, Wasser, Pistazien, Datteln, solche Dinge. Iraner sind liebevolle Versorger.

Ich verbringe 3 Nächte in der Wüste.

Zum Glück bin ich mit 4 Liter Wasser beschenkt worden, meine 10 wären gerade möglich, aber ich müsste rationieren und meinen Aufenthalt verkürzen.
Im ersten kleinen Dorf nach diesen  200km gerate ich in einen Polizeicheckpost und werde eine gute Stunde analysiert. Nicht am Leib, sondern meine Daten, die ich hinterlassen habe. Diesen Einblick fänd ich ja spannend. Von dort sind es nochmal knapp 80km nach Nehbandan

Immer wieder treffe ich auf wilde Kamele.

So kanns aber auch aussehen

In Nehbandan ist die Lut zu Ende. Dort  führt der Highway Nord Süd im Osten vorbei. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch den Plan, von dort über Täbris nach Armenien zu fahren. Jedoch hab ich für die bisher gefahrene Strecke mehr Zeit gebraucht als gedacht. In Armenien ist es noch kalt und von Täbris nach Yerevan müsste ich 7500 Höhenmeter klettern. Und das in kurzer Zeit. Mein Rückflugtag, der 20ste ist fix, denn an diesem Abend muss ich noch eine Chorprobe zur Matthäuspassion besuchen, sonst kann ich nicht zur Aufführung auf der Künstlerseite. Also entscheide ich mich, in den Süden an den Golf mit dem Bus zu fahren.  Die Reise geht zunächst nach Zahedan. Das liegt unweit der Grenzen Afghanistan-Pakistan und liegt in der Provinz Belutschistan. Den Anschluss nach Bandar Abbas verpasse ich, der Nächste ist erst kommenden Abend. 

So finde ich spät noch ein Hostel, bin der einzige Gast und verbringe den Tag in der Stadt, mein Bus fährt erst am Abend. Die Menschen sind ethnisch schon afganich pakistanisch, von dunklerer Hautfarbe, ganz dichtes schwarzes Haar, die Männer tragen Kaftan und die Frauen unterm Tschador bunte Hosen.

Frauen ohne Kopftuch sehe ich hier keine.

Die Falafel ist eine überall erhältliche Speise. Eine gewaltige Moschee in türkischen Stil ist in Fertigstellung

Ich finde im Bauzaun der Baustelle eine Lücke, werde gleich entdeckt, durch eine Delegation Mullas begrüßt und durch die fast fertige Moschee geführt.

 Ein Mann mit dem ich mich gut verstehe entpuppt sich als der Architekt. Er zeigt mir ein Video welche die Fertigung der marmornen Säulensockel die mit der CNC Fräse üppig “geschnitzt” wird zeigt. Das wirkt alles supermodern und ich bekomme zu hören, dass der “4achser” das ideale Werkzeug sei.

Danach noch Teepalaver mit den Mullahs und ich frage etwas kryptisch ob denn heutzutage eine Moschee für 60 000 Menschen noch zeitgemäß sei. Nein, das wäre alles schon ganz richtig,

Diese Gegend ist das Einfallstor für afghanisches Opium, bzw. Heroin. Die Grenze ist kaum zu sichern und auch der Bedarf im Iran steigt.

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